EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Eine jetzt-sofort-offenbar-ebenso Einladung

Gestern fand ich eine Postkarte in unserem Briefkasten. Ein alter Schulfreund von meinem Mann gab seine Heirat bekannt. Es kam nicht ganz überraschend, wir hatten schon auf anderem Wege etwas von der bevorstehenden Hochzeit gehört und waren auch ein klein wenig enttäuscht, dass wir wohl nicht mitfeiern sollten. Nun, jetzt hielten wir die offizielle Bekanntmachung in der Hand, mit der Ankündigung der kirchlichen Trauung… die drei Tage vorher stattgefunden hatte. Zu spät.

Elena Kersten ist Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm und Krankenhausseelsorgerin im Helios-Klinikum Schwelm

  

 

Hhm, so ganz konnte ich dies alles nicht einordnen. Wir sind in der vergangenen Zeit häufig umgezogen, war das Ganze vielleicht ein Adressenproblem? Oder hatten die Zwei von unserem Unmut gehört und wollten es schnell noch wiedergutmachen? War dies vielleicht wirklich keine Einladung, sondern nur eine unpersönliche Mitteilung? Und überhaupt, sollte ich mich jetzt freuen über das Glück der Beiden, traurig sein die Gelegenheit, aus welchen Gründen auch immer, verpasst zu haben und einfach hoffen mal ein paar Fotos zu sehen zu bekommen? Ich gebe zu, insgesamt überwog zunächst der Ärger. Entweder ganz oder gar nicht. So eine eben-doch-vielleicht-noch Einladung kam mir irgendwie falsch vor. Also entweder ganz oder gar nicht und bitte von Anfang an!

  

Und irgendwie kam mir dieses Gefühl bekannt vor und ich versuchte mir vorzustellen, ich bekäme so eine Karte von jemanden bei dem ich mir ganz sicher bin, dass er mich weder vergessen hat, noch etwas gutmachen will, sondern dies alles genauso meint. Eine Bekanntmachung und eine Ankündigung die schon war, aber mich trotzdem betrifft. Verkündigung und Verheißung. Eine glückbringende, eine glückselige Sache, die auch traurig machen kann, aber zugleich ganz viel Hoffnung schenkt. Ich spann diesen Gedankenfaden ein wenig weiter und schrieb auf eine kleinen Zettel: Jesus Christus, ehemals Jesus von Nazareth, ist gekreuzigt, gestorben und begraben. Die Auferstehung wird am dritten Tage im Jahre 33 n.Chr. erfolgen, Himmelfahrt und Sendung seines Geistes rund 50 Tage später. Soll, kann und muss ich mich jetzt über diese Tat der Liebe freuen, traurig sein weil ich nicht dabei sein konnte und darauf hoffen ein paar Bilder zu sehen? Oder alles zu spät? Diese Gedankenspinnerei brachte mich zum lächeln und half mir das Schöne an der ganzen Sache zu sehen. Natürlich ist es schade, dass sich Freunde mit der Zeit aus den Augen verlieren und man so wichtige Momente des Lebens des Anderen verpasst. Bedauerlich, dass man nicht zusammen feiern konnte und vielleicht beklagenswert diese (hoffentlich) einmalige Gelegenheit verpasst zu haben. Aber viel wichtiger ist dann doch, dass sich dort zwei Menschen gefunden haben und in Liebe vereint sind, wichtig ist, dass ich mich so für diese beiden Menschen freuen kann und hoffen darf auf Fotos und Erzählungen.

  

Viel wichtiger ist es das Jesus uns Menschen in Liebe gefunden hat, wichtig ist, dass ich dies glaube und ich mich daran freuen kann und darf. Die Hoffnung auf Fotos werde ich in diesem Fall begraben müssen, da reißt dann doch der gesponnene Gedankenfaden. Aber die Erzählungen, die von der Hoffnung so unzähliger Menschen zeugen, von ihrem Glauben und von der Liebe Gottes, die habe ich schon.

  

Ich warte jetzt also ohne Unmut mit freudiger Neugierde wie die Geschichte ausgeht. Ich muss nicht dabei gewesen sein, das Glück der beiden betrifft es gar nicht, aber ich freue mich mit. Und Jesus ist auch nicht zu spät, ganz im Gegenteil, er ist genau passend bei mir, für immer. Eine jetzt-sofort-offenbar-ebenso Einladung.

  

Mit liebem Gruß

Pfarrerin Elena Kersten