Doch da passiert es: Einer fängt an zu lachen, warum auch immer. Die Nachbarin bekommt es mit, kann sich zunächst noch mühsam zusammenreißen – und dann bricht der Damm. Die ganze Anspannung löst sich in völlig unpassendem Gekicher. Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier am Altar, wo das doch am wenigsten sein darf! Aber je mehr die Unmöglichkeit der Situation ins Bewusstsein dringt, umso schlimmer wird es: wenn eine sich gerade eingekriegt hat, prustet ein anderer los. Wie peinlich!
Wenn am Sonntag in unserer Kirche die Reihe der Konfirmationen beginnt, ist dieses Szenario sicher wieder hier oder da zu erwarten. Zum Glück bekommt die Gemeinde von solchen Situationen längst nicht so viel mit wie die Betroffenen am Altar – die Christuskirche ist ziemlich groß…
Als Pastor versuche ich, meinen Konfis in solchen Notlagen mit freundlicher Gelassenheit zu begegnen. Weiß ich doch, dass hinter ihrem Verhalten gerade nicht Missachtung, sondern, im Gegenteil, das Gespür für das Besondere dieses Augenblicks steht! Wenn ich als Seelsorger bereit bin, die Tränen der Menschen zu respektieren, so darf das auch für ihr Lachen gelten: beides ist, passend oder unpassend, nur sehr begrenzt zu kontrollieren. Und beides, Lachen oder Weinen, „wird gesegnet sein“, wie es in einem unserer Kirchenlieder heißt.
Mehr noch: Ist nicht das Lachen eine zutiefst christliche Gefühlsäußerung? Ist nicht gerade seine Unverfügbarkeit eine wunderbare Erinnerung an das größte Geschenk unseres Glaubens? Seit der Auferstehung Jesu haben wir gut lachen! Denn der lebendige Gott schenkt uns Hoffnung gegen die Macht des Todes. „Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält?“ fragt Hanns Dieter Hüsch in seinem Psalm und gibt selbst die Antwort: „Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.“ Wie gut, wenn unsere (Fest-) Gottesdienste etwas davon spüren lassen!
Ihr Jürgen Schröder