EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

„Hauptsache Beziehung“

Und? Alles in Ordnung? Alle gesund? ruft ein Bekannter mir von der anderen Straßenseite aus zu, als ich in die Stadt gehe. Ich winke ihm freundlich zu. Das ist die Hauptsache, ruft er zurück.

Dr. Maria Magdalena Weber ist Vorstzende des Theologischen Auschusses der Ev. Kirchenkreise Hagen, Hattingen-Witten und Schwelm

 

In Zeiten der Pandemie kommt diese Frage öfter vor. Habt ihr alles bis jetzt gut überstanden?  heißt es. Wir sind jetzt doch alle froh, wenn wir heil bis zur Impfung kommen.

     

Als ich über die Begegnung noch einmal nachdenke, kommen mir andere Gedanken in den Sinn. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, soll Schopenhauer gesagt haben. Gesundheit als Voraussetzung für jedwedes Glück? Und wenn jemand von sich weiß, dass er aus seiner Krankheit nicht mehr herauskommt? Ist er dann ausgeschlossen vom Glück? Gehört er dann nicht mehr zur Gesellschaft der Gesunden, weil ihm ja die „Hauptsache“ fehlt und kann sich freuen, dass unser Sozialsystem ihm ausreichend Unterstützung zukommen lässt?

      

Gesundsein ist ein kostbares Geschenk. Es ist wunderbar, wenn in unserem Körper alles so gut funktioniert. Fit und belastbar zu sein soll man geniessen.

Kranksein kann Angst machen. Plötzlich sind Einschränkungen da, Vieles läuft nicht mehr reibungslos ab, die alte Leichtigkeit ist verloren gegangen. Leben mit Krankheit ist anders und kann eine große Herausforderung sein. Aber krank sein ist auch Leben. Neue Perspektiven tun sich auf, nicht unbedingt spektakulär, aber mit intensivem Erleben. Da ist das Sammeln lebendiger, bewegender und auch freudvoller  Augenblicke hier und jetzt, auch wenn manche Pläne erst einmal nicht verwirklicht werden können. Wem Gott eine Tür zuschlägt, dem öffnet er ein Fenster, heißt es im Sprichwort.

Es gibt jetzt neue Hauptsachen.  An Stelle der „Hauptsache Gesundheit“ tritt jetzt die „Hauptsache Beziehung“. Und da  können Kranke ganz heil sein. Heil ist, wer versöhnt ist, versöhnt mit sich und seiner Geschichte, den Menschen um sich herum und mit Gott. Wer versöhnt lebt, lebt in der Liebe.

Unser Leben in Gesundheit und Krankheit wird an der Liebe gemessen.

Dieses Maß der Liebe ist ein großes Maß. Wie gut ist es, dass wir uns in Gottes großer Liebe bergen können. Daraus kann unsere Liebe immer neue Kraft schöpfen.

Diese Erfahrungen wünsche ich Ihnen.

   

Maria Magdalena Weber