EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Hunger nach Gerechtigkeit

Liebe Leserin und lieber Leser,

 

es gibt so Tage, da verspüre ich so richtig einen Heißhunger auf Currywurst mit Pommes und Mayo. Also “gehe ich auf die Jagd”, wie meine Frau zu sagen pflegt, um den Heißhunger zu stillen. Der freundliche Grieche oder seine Frau, die freundliche Griechin, in der Imbissbude um die Ecke nehmen die Bestellung gerne entgegen und erfüllen unverzüglich meinen Wunsch.

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, woher der Heißhunger gerade nach einem bestimmten Essen kommt. Was löst ihn aus? Warum muss es dann gerade Currywurst mit Pommes und Mayo sein und nicht ein frischer Obstsalat, den ich auch sehr gerne esse?

Hunger ist ein zentrales Thema in der Bibel. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden, sagt Jesus. Wie sehr wünsche ich mir doch diesen Heißhunger in Kirche und Gesellschaft, in Politik und Wirtschaft! Mein Eindruck aber ist, dass die notwendigen Entscheidungen mehr aus Appetitlosigkeit als aus Heißhunger getroffen werden. Geht es wirklich noch um Gerechtigkeit im biblischen Verständnis, das heißt um gelebte Solidarität mit den Armen und Benachteiligten, die in den Augen Gottes besonders wert geachtet sind?

Schon seit der Antike wird für das Zusammenleben der Menschen ein schönes Bild gebraucht. Es ist das Bild von dem menschlichen Körper mit seinen unterschiedlichen Organen und seinen unterschiedlichen Gliedern. Paulus von Tarsus benutzt dieses Bild, um das Miteinander in der Kirche zu beschreiben. Andere gebrauchen es, um das Miteinander in der Gesellschaft und im politischen System zu verdeutlichen.

Ich möchte heute das Bild verwenden, um deutlich zu machen, dass dieser Körper Hunger verspürt. Jedes Gemeinwesen möchte zwar mit dem gespeist werden, was gut und nützlich ist, aber doch nicht bloß abgespeist werden. Menschen in der Kirche und in der Gesellschaft gilt das, was im Buch Jesus Sirach, Kapitel 37, ab Vers 30 geschrieben steht im buchstäblichen und übertragenen Sinn: “Mein Kind, prüfe, was für deinen Leib gesund ist; und sieh, was für ihn ungesund ist, das gib ihm nicht. Denn nicht alles ist jedem nützlich, auch mag nicht jeder alles. Überfriss dich nicht, wenn es dir schmeckt, und sei nicht gierig bei leckeren Speisen. Denn viel Fressen macht krank, und ein unersättlicher Vielfraß wird sich erbrechen. Viele haben sich zu Tode gefressen; wer aber mäßig isst, der lebt desto länger.”

Was ist gesund für unser Leben in Kirche und Gesellschaft? Mäßigkeit! Ab und zu ruhig eine Currywurst mit Pommes und Mayo - das schadet nicht. Doch noch wichtiger ist es, nach Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten. Dazu helfe uns Gott. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende Ihr Pastor Uwe Hasenberg.