EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Vom Beten

Liebe Leserin und lieber Leser,

die Familie hat einen Gast eingeladen und die Mutter möchte ein Tischgebet sprechen. Der Gast schaut sie völlig entsetzt an und fragt: “Stimmt irgendetwas mit dem Essen nicht?”

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

Beten wir nur, wenn etwas nicht stimmt? Der 5. Sonntag nach Ostern wird “Rogate” genannt: Betet! Der Wochenspruch für die Woche nach “Rogate” ist Psalm 66,20: “Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.” Dass dem so ist, bekennen viele Menschen. Sie vertrauen fest darauf, dass Gott ihr Gebet gehört und erhört hat. Die Erhörung des Gebets ist Ausdruck seiner Güte. Ausdruck seiner Güte kann aber auch die Nicht-Erhörung eines Gebets sein. Nicht alles, was wir im Gebet bitten, ist heilsam, notwendig und gut für uns. Wäre es wirklich gut für uns, reich und berühmt, mächtig und unbezwingbar zu sein? Wir müssen auch Gott nicht um etwas bitten, wozu wir selbst in der Lage sind. Wenn jemand betet: “Hilf mir, freundlich zu sein!”, “Lass mich verantwortlich mit den Gaben der Schöpfung umgehen!” und “Mache uns bereit, Verantwortung zu übernehmen”, dann hindert ihn Gott bestimmt nicht daran.

In der Bergpredigt empfiehlt Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern das “Vaterunser” zu beten, wortwörtlich oder als Orientierung. Im “Vaterunser” erhebt sich der Beter nicht über Gott, sondern lässt ihn Gott und Herr des Lebens sein: Sein Reich soll kommen, sein Wille geschehen, sein Name geheiligt werden. Die Bedürftigkeit des Menschen wird bekannt in der Bitte um das tägliche Brot und um Vergebung. Um Bewahrung vor den Gefährdungen des Lebens wird Gott gebeten. Das ist die richtige Einstellung zum Gebet. Ist damit nicht alles gesagt?

 “Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.” Das findet Ausdruck im Tischgebet der Mutter und ihrer Familie. Und wenn dem Gast die Mahlzeit wohlbekommen sollte, dann wird er es eventuell auch so ausdrücken.

Eine schöne Woche wünscht Pfarrer Uwe Hasenberg