Kinder selber sehen ihr Kindsein oft nicht so positiv. Sie wollen lieber wie die Großen sein und endlich "groß" werden. "Ich bin doch kein Kind mehr" ist ein Satz, der gerade in jungen Jahren, oftmals in der Pubertät, vorgebracht wird, manchmal mit dem Ton der Entrüstung in der Stimme. "Behandelt mich doch endlich wie einen Erwachsenen" forden die jungen Menschen energisch. Ich kann selber für mich entscheiden.
Kind sein hat eben auch etwas mit abhängig sein zu tun, auf die Fürsorge seiner Eltern angewiesen zu sein.
Erwachsene hingegen sehnen sich oft nach der Kindheit zurück.
"Noch einmal Kind sein, noch einmal das Leben unbefangen und unbeschwert sehen wie ein Kind."
"Ihr alle seid durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus", so lautet der Spruch für den Monat Mai.
Kind Gottes zu sein ist eine Beziehung , wo ich auch als Erwachsener die Haltung eines Kindes einnehmen kann. Ich darf mich voll Vertrauen fallen lassen, ich muß nicht immer erfolgreich, selbstbewußt und stark sein, sondern weiß, ich bin von Gott angenommen und geliebt. Bei Gott kann ich so sein wie ich bin, kann Rollen und Erwartungen fallen lassen. Manchmal fällt es Erwachsenen schwer, diese Haltung des Vertrauens gegenüber Gott anzunehmen. Schwächen und Ohnmachten werden nicht eingestanden und eigene Stärken täuschen darüber hinweg, dass wir Menschen auf Gottes Liebe angewiesen sind. Wir sind Kinder Gottes und als solche geliebt. Verletzungen und Wunden können durch diese Liebe heilen, und vielleicht lässt sich das Kind in uns selbst entdecken, das voll Vertrauen in Gott einfach da sein und die Wunder dieser Welt entdecken und erfahren kann.
Wie schon Erich Kästner sagte: " nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch."
Ihre
Anja Martin, Pfarrerin in Ennepetal-Voerde