EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Kennen Sie Harry?

Den gab es gleich zweimal, einmal als Assistenten von Erik Ode, danach bei Derrick. Fast dreißig Jahre meines Fernsehlebens war er zweiter Mann und ist nie befördert worden.

Dirk Küsgen ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

   

Haben Sie sich einmal gefragt, warum es Harry geben musste? Wenn er nicht gerade den Wagen holte, fragte er den Kommissar immer das, was mein Vater im Fernsehsessel zwei Sekunden vorher meine Mutter gefragt hatte. Harry war ein einer von uns, ein Mann des Volkes. Er war die Fleisch gewordene Zuschauerfrage. Harry hat viele Geschwister bekommen. Fernsehkommissare arbeiten immer mit Assistenten. Lena Odenthal hat ihren Kopper, Simone Thomalla ihren „Ex-Mann“. Professor Börne ist es sogar gelungen, Kommissar Thiel in den Schatten zu stellen. Ansonsten sind die zweiten Leute oft die Anwälte der Publikumsfragen. Wer aber stellt unsere Fragen vor Jesus? Das Vaterunser  ist uns in der Bibel überliefert, weil die Jünger Jesus gefragt haben, wie sie denn beten sollen (vgl. Lukas 11,1). Fragen wir uns nicht auch: Wie beten wir richtig? Auch der himmelhochjauchzend- zu Tode betrübte Petrus ist uns in seiner Selbstüberschätzung und seinen Selbstzweifeln  nicht wesensfremd. Der „wahre Harry“ aber ist der ungläubige Thomas (Joh. 20,21-29). Er will erst an die Auferstehung glauben, nachdem er die Nägelmale des Kreuzes in Jesu Händen sieht. Wie viele Menschen sagen mir, sie könnten nur glauben, was sei sähen. Hat Thomas nicht auch unsere Rest-Zweifel?

   

Wäre es nicht sogar Wunsch der Frommen, die Auferstehung, wenn nicht sich selbst, so doch anderen beweisen zu können? Ist Jesu Antwort an Thomas

„Selig sind, die da glauben und nicht sehen“ nicht genau in unsere Situation hinein gesprochen? Wir sehen ihn ja nicht mehr in Fleisch und Blut vor uns, können keinen Finger mehr in seine Wunden legen, glauben aber doch.

Hätte es die manchmal unbeholfenen Jünger mit ihren Fragen nicht gegeben, dann müssten sie extra für uns erfunden werden! Das Schöne aber ist, dass die Bibel uns  nicht nur Antworten nach dem Friss-oder-stirb-Prinzip vorgibt, sondern unsere Fragen mit einbaut und ernst nimmt.

 

Ihr

Dirk Küsgen