Sie ist biblisch begründet und die Bibel hat in der evangelischen Kirche höchste Autorität. Und trotzdem erkenne ich einen abgrundtiefen Widerspruch. Niemand anders als Christus selbst hat alle, die an ihn glauben, zu einer Tischgemeinschaft beim Abendmahl eingeladen. Ein gemeinsames Abendmahl der Evangelischen und Katholischen ist aber offiziell dennoch nicht möglich. Wie lautete das noch einmal? „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“. Dürfen Menschen - und sei es in Kirchlichen Ämtern - eben doch scheiden, was Gott zusammengefügt hat?
Nun ist es ja immer so eine Sache, Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen. Jesus bezog sich im Zitat eindeutig auf die Ehe und nicht auf das Abendmahl. Das sei redlicherweise zugegeben. Aber genauso muss gesagt werden: Gerade konfessionsverschiedene Paare leiden am meisten darunter, dass Kirchenleitungen trennen, was Jesus zusammengefügt hat. Könnte es sein, dass es beide Male die gleichen Hardliner sind, die erst die Unauflöslichkeit der Ehe verteidigen und dann die Trennung der Eheleute beim Abendmahl selbst herbeiführen?
Auf dem Ökumenischen Kirchentag in München ist eine Resolution verfasst worden, zumindest bei konfessionsverschiedenen Ehen mit einer Lockerung der Abendmahlspraxis zu beginnen. Ob man wohl dieses „Wagnis“ eingeht - selbst auf die Gefahr hin, dass „alle Dämme brechen“- und dies in eine umfassendere ökumenische Abendmahlsgemeinschaft „ausufert“? Schon einmal hat der Heilige Geist Menschen aus verschiedenen Kulturen mit weit größeren Unterschieden zu einer Kirche zusammengeführt.
Er wird von Nöten sein, damit sich etwas bewegt. Und wenn er vor der Tür steht: Sollen wir ihn hereinlassen?