EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Liebe Leserin und lieber Leser!

Vor einiger Zeit habe ich in der Sonntagszeitung einen netten kleinen Dreibilder-Comic gesehen: Zwei ältere Leute sitzen auf einer Veranda und trinken Limonade. Mit einem tiefen Seufzer gesteht der Mann der Frau: Mrs. Hobbs, mir geht es im Moment überhaupt nicht gut. Ich bin psychisch in einem richtigen Tief und mein “Ego” ist auch nicht mehr das, was es einmal war.

Pastorin Birgit Hasenberg ist Predigerin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

Aufmunternd reagiert Mrs. Hobbs: Ach, Mr. K., so kann ich das gar nicht sehen. Sie sind ein charmanter, interessanter und attraktiver Mann, den ich sehr gerne um mich herum habe.

Mr. K. kann kaum glauben, was er da hört und fragt nach: Oh, Mrs. Hobbs, ist das die Wahrheit? - Nein, aber es wird noch genügend Zeit geben, Ihnen die Wahrheit zu sagen, wenn Sie sich emotional wieder besser fühlen...

Tja, mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Sie passt nicht immer - oder doch?

Oh, sicher, wir haben wohl alle von unseren Eltern gelernt, dass es gut ist, die Wahrheit zu sagen; aber wir haben wohl auch alle schon erfahren, wie schmerzlich es sein kann, wenn wir - ungefragt - die Wahr­heit sagen oder zu hören kriegen.

Damit wir also nicht jemanden so vor den Kopf stoßen wie Mr. K. verzichten wir auch gerne auf „die Wahrheit“, besonders bei Menschen, die uns am Herzen liegen. Wir schweigen – denken uns unseren Teil, ärgern uns vielleicht auch über uns selbst und den anderen, aber sprechen die Wahrheit nicht aus. Ist das auf lange Sicht wirklich hilfreich?

Wahrscheinlich nicht. Und vielleicht täte es auch unseren Beziehungen gut, wenn wir Wahrheit in Liebe wagen würden.

Der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 13 Vers 6 folgendes: Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit.

Ja, zur Liebe gehört auch die Wahrheit. Und Wahrheit will in Liebe gesagt werden.

Da die “Liebe” die “Wahrheit” sucht, ist es nicht gut, einfach zu schweigen, ist es nicht gut, das Schwierige nicht anzusprechen. Denn Menschen, denen wir in Liebe zugetan sind, fordern uns auch zur Wahrheit heraus.

Das aber heißt nun nicht: wir können, ja sollten, ihnen ständig alles “an den Kopf werfen”, was wir so denken und als “Wahrheit” erkannt haben.

Wie aber kann das mit der „Wahrheit in Liebe“ aussehen?

Auch da können wir uns an biblischen Aussagen orientieren. Jesus sagt: “Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.” (Mt 7,12) – und der Apostel Jakobus schreibt: “Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.” (Jak 1,19)

Ob das auch für uns eine Hilfe im Umgang mit anderen Menschen sein kann? Wir können jedenfalls gespannt sein, was Gottes Geist als Geist der Wahrheit bei uns und in unseren Beziehungen anstoßen will.

 

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg