EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

„Sorgt euch nicht!“

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

„Sorge“ ist ein Dorf im Harz. Es hat einen kleinen Bahnhof. Allerdings hält hier nur selten ein Zug. Genau achtmal am Tag. Viermal in jede Richtung. Wenn der Zug hält, dann steigen nur wenige aus und ein. Die meisten fahren einfach durch.

 

Pfarrerin Anke Lublewski-Zienau ist Seelsorgerin an der Klinik Königsfeld

  

 

So müsste es sein: dass nur wenige den Weg in die Sorge finden. Und wenn, dann fahren sie einfach durch. Leider ist das Gegenteil der Fall: auf dem Bahnhof der menschlichen Sorgen ist ziemlich viel los. Es ist ein riesiger Bahnhof mit unzähligen Gleisen und Bahnsteigen, denn irgendwann kommen hier alle mal durch. Manche eher, andere später. Manche regelmäßig, andere seltener. Manche halten nur kurz. Andere steigen aus für einen längeren Aufenthalt. Und für einige ist hier Endstation.

  

Das ist kein Wunder, denn Sorgen machen sich viele. „Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen“, heißt es in einem Sprichwort. Und wer sich nicht um die Kinder sorgt, der hat andere Gründe: die angeschlagene Gesundheit vielleicht, den gefährdeten Arbeitsplatz oder die angespannte finanzielle Lage.

  

Sorgen können einem mächtig zusetzen. Wenn ich an das denke, was vor mir liegt, dann verfalle ich leicht ins Grübeln und male mir aus, was alles passieren könnte. Das kann mich sogar um den Schlaf bringen. Dann habe nicht ich die Sorgen, sondern die Sorgen haben mich – und zwar fest im Griff. Aber was tun, wenn ich im Bahnhof der Sorgen ankomme und es nicht weitergeht? Wie komme ich da wieder weg? Wie komme ich raus aus den Sorgen? Besonders, wenn die eigene Situation tatsächlich bedrohlich ist?

  

Gott will für keinen von uns ein Leben im Bahnhof Sorgen. Zwar kann niemand verhindern, dass ich mich um das eine oder andere sorge. Aber Sorgen sollen mich nicht beherrschen und bestimmen. „Sorgt euch nicht!“, sagt Jesus in der Bergpredigt. „Vertraut auf Gott! Bringt ihm eure Sorgen.“

  

Jesus schlägt vor, mit Gott im Gebet zu reden. Wenn ich bete, dann spreche ich alles aus, was mich beschäftigt. Das macht mich innerlich ruhiger. Und wenn ich ruhiger bin, dann fallen mir auch leichter meine Lösungen für Probleme ein. Denn eins ist sicher: Lösungen für Probleme und Sorgen habe ich eigentlich immer in mir – nur manchmal komme ich vor lauter „Grübeln auf der Stelle“ nicht an sie heran. Einen Versuch ist es zumindest wert, wenn ich mich sorge: mit Gottes Hilfe raus aus dem Bahnhof Sorgen. Zurück ins Leben.

  

Ganz anders übrigens als im kleinen Dorf im Harz. Mit der Harzquerbahn kommt man von „Sorge“ zur nächsten Station. Und die heißt „Elend“. Und da wollen wir doch erst recht nicht landen.

  

In diesem Sinne wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,

Ihre

Pfarrerin Anke Lublewski-Zienau