EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Die Freude am Nichts-tun-müssen

Liebe Leserin und lieber Leser,

wie geht es Ihnen? Es muss!, sagen die Jüngeren - et mutt, die Ältereren. Es geht mir gut, sagen die wenigsten.

Uwe Hasenberg ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass viele Menschen sich gut fühlen, wenn sie sich schlecht fühlen? Da sprach der Mann zu seiner Frau: “Warum lässt Du nicht alles stehen und liegen und machst Dir einen schönen Tag, meine Liebe?” Die Frau antwortete: “Ach, du weißt doch genau, mein Lieber, dass ich mich niemals dabei wohl fühlen würde, mir einfach einen schönen Tag zu machen.” Meine Frau und ich wollten während unseres Herbsturlaubes den Keller aufräumen und manchen angesammelten Schrott entsorgen. Aber da kamen die schönen, sonnigen Herbsttage dazwischen und es zog uns in die Natur. Der Keller ist immer noch nicht aufgeräumt und hin und wieder plagt uns die Erinnerung daran, was wir eigentlich machen wollten und dann nicht getan haben, um uns einen schönen Tag zu machen. Wie tröstlich ist dann morgens aus der Kaffeetasse zu trinken, auf der Luthers Worte stehen: “Man dient Gott auch durchs Nichtstun.”

Der jährliche Erinnerungstag daran ist der 31. Oktober, der Reformationstag.  Der Name gerät in Vergessenheit, seit “Halloween” immer beliebter wird. Mit dem Namen gerät auch das eigentliche Anliegen des Tages in Vergessenheit: die Freude an der Gnade Gottes, die Freude am Nichts-tun-müssen und aus Liebe und in Liebe Alles-tun-dürfen. In der Bibel steht geschrieben: “So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.” (1. Mose 2,1-3). Sollte Gott ein schlechtes Gewissen haben, weil er ruhte? Im Gegenteil. Gott gönnt selbst allen Kreaturen, dass sie ohne schlechtes Gewissen ruhen. “Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.  Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.” (2. Mose 20,9-10). Und auch Jesus sagte: “Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht.” (Markus 2,27). Sabbat kommt vom hebräischen Wort schabat und das bedeutet “aufhören, anhalten, aufschieben, verzögern, ruhen”. Habt Ihr ein gutes Gewissen dabei, aufzuschieben, was doch getan werden müsste, zu verzögern, wenn Eile geboten erscheint, aufzuhören, wenn es weitergehen sollte? Oft genug habe ich das nicht. Aber ich arbeite daran, nicht zu arbeiten. Ob mir das gelingen wird? 

Ihr

Pastor Uwe Hasenberg