EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Kastanienfiguren im Herbst

Liebe Leserinnen und Leser,

ich sitze in meinem Arbeitszimmer und schaue nach draußen. Mein Schreibtisch steht vor dem Fenster. Die Sonne scheint mit ihrer ganzen Strahlkraft. Sie strahlt mit ihrem Licht die Kastanie vor meinem Fenster an.

Nele Kaiser ist Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg

Ich schaue hinaus und sehe, wie die Blätter im Winde tanzen. Sehe strahlend grüne Blätter. Manche schon angebräunt, andere gelblich. Ich weiß, es dauert nicht mehr lange und es wird richtig bunt werden. Hier und da höre ich ein leises „plopp“ und die nächste Kastanie ist heruntergefallen. Mich und meine Familie haben Kastanien damals sehr gefreut. Auf dem Heimweg von der Schule habe ich so viele schöne Kastanien gesammelt, wie ich nur konnte. Mit Zahnstochern haben wir daraus Tiere und Figuren gebaut. Da wusste ich immer: Jetzt ist Herbst.

  

Den Herbstanfang hatten wir ja schon diese Woche. Im Herbst besinne ich mich immer nochmal zurück. Vielleicht ein bisschen, wie der Landwirt oder die Landwirtin, die auf die Ernte schaut. Ist sie dieses Jahr gut geworden? Was hätte ich besser machen können und was lag auch gar nicht in meiner Hand? Es ist ein Zurückblicken auf Gelungenes, auf Schönes. Ein Zurückblicken auf enttäuschte Wünsche und Hoffnungen, auf zerbrochene Träume. Und ich glaube, dass es davon in diesem Jahr sehr viele gab und manche gemerkt haben: Vieles liegt nicht in unserer Hand.

  

Vielleicht wäre es ja eine Idee, dieses Jahr mit dem Sammeln von Kastanien wieder anzufangen. Ein paar aufzusammeln und daraus etwas zu basteln. Alleine für sich oder mit den Kindern und Enkelkindern. Baut aus den Kastanien etwas, das schön war in diesem Jahr. Vielleicht war es die gemeinsame Zeit mit der Familie, die im normalen Alltag manchmal zu kurz kommt. Vielleicht war es auch der geringere Workload, der mal aufatmen ließ. Oder das Entdecken eigener Interessen und Wünsche, die sonst weggeschoben werden. Baut aus den Kastanien auch, was ihr vermisst habt in der letzten Zeit, was kaputtgegangen ist oder wo ihr überfordert gewesen seid.

  

Beim Erinnern und Zurückblicken schaue ich auch auf Gott. Wo hatte ich das Gefühl, dass er mich vergessen hat? Wann habe ich Gott gespürt? Habe ich Seine Strahlkraft in meinem Leben gespürt, wie die Strahlen der Herbstsonne? Wann war ich kraftvoll und belebt? Hat er mich getröstet? Oder war ich einfach wütend auf Gott?

  

Ich möchte Dich an einen Satz aus der Bibel erinnern, daran, dass Gott den Menschen niemals vergisst und treu zu den Menschen steht. In jedem Höhepunkt und bei jedem Tiefpunkt. Gott ist da. Im 5. Buch Mose heißt es: „Denn der HERR, euer Gott, ist barmherzig. Er gibt euch nicht auf und lässt euch niemals untergehen. Für immer hält er an dem Bund fest, den er mit euren Vorfahren geschlossen hat. Denn das hat er geschworen.“ (5. Buch Mose 4,31)

  

Was würdest Du basteln, wenn Du diesen Satz in Kastanien darstellen solltest? Ein Satz aus der Bibel, der von Gottes Liebe und Nähe und von seinem Versprechen da zu bleiben, spricht? Wie sehe Dein Kastanien-Kunstwerk aus? Ein Herz? Eine Umarmung, eine Hand zum Festhalten oder noch was ganz Anderes? Stell dieses Kunstwerk zu Deinen schweren und schönen Erinnerungen dazu und halte daran fest. Es möge Dich immer wieder an Gott erinnern, der bei Dir ist, was auch immer Du gerade durchmachst. Amen.

 

Ihre

Pfarrerin Nele Kaiser