Nicht immer allerdings ist das "Flagge zeigen" so unverfänglich wie bei der Fußballweltmeisterschaft. In der indonesischen Provinz Westpapua (dem Land unserer Partnerkirchenkreise Mamberamo-Apawer und Balim-Yalimo) sind im vergangenen Jahr zwei politische Aktivisten zu 10 bzw. 15 Jahren Haft verurteilt worden; ihr "Verbrechen": sie haben die Morgensternflagge gehisst, das Symbol für das Streben der Papuas nach Freiheit. "Flagge zeigen" bedeutet eben auch: den Mut zu einer eigenen Überzeugung haben und zu ihr stehen.
Bei den vielen Fahnen, die zur Zeit wehen, kam mir der Gedanke, dass auch die Christen mal wieder Flagge zeigen sollten. Nein, nicht so wie einst bei den Kreuzzügen, als die Fahnen mit dem Kreuz großen, schwer bewaffneten Heeren vorangetragen wurden. Sondern so, dass wir uns in Wort und Tat zu unserem Glauben bekennen. Übrigens sind einige prominente WM-Teilnehmer bekennende Christen, und sie halten mit ihrem Glauben nicht hinter dem Berg. "Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist", heißt es im 1. Petrusbrief. Damals, als dieser Brief geschrieben wurde, war das eine gefährliche Angelegenheit, denn es war die Zeit der Christenverfolgungen. Heute müssen wir nicht mehr um unser Leben fürchten, wenn wir uns offen und ganz un-verschämt zu unserem Glauben bekennen. Um so mehr sollten wir den Mut haben, als Christenmenschen Flagge zu zeigen. Halten wir es mit dem Apostel Paulus, der einmal schrieb: "Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben" (Römer 1,16).
Ihr Thomas Bracht, Pfarrer in der Gemeinde Hasslinghausen und Herzkamp