EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Können Sie eigentlich gut „warten“?

Die Schlange vor der Kasse nimmt kein Ende, und es macht keine weitere Kasse auf; eigentlich haben Sie um „halb“ einen Termin bei ihrem Arzt, doch jetzt ist es bereits eine Viertelstunde später; Sie erwarten einen Gast, der sich schon seit 20 Minuten verspätet hat; in wenigen Tagen haben Sie ein Treffen mit einem Menschen, den Sie lange nicht mehr gesehen haben. Sie schwanken zwischen hoffnungsvoller Vorfreude und besorgniserregenden Gedanken, ob sich die alte Vertrautheit denn wiederfinden lässt…

Sabine Placke ist Gemeindepädagogin und arbeitet als Mitarbeiterin in der Mediothek des Ev. Kirchenkreises Schwelm

    

 

Wir alle erleben Zeiten, wo uns das Warten auf der einen Seite leichter oder schwerer fällt. In guten Zeiten sehe ich z.B. das Warten vor der Kasse als wahres Zeitgeschenk – Zeit, um inne zu halten, durchzuatmen, auch meine „Nachbarinnen und Nachbarn“ näher wahrzunehmen und hier und da sogar ein kurzes Gespräch zu führen. In schlechten Zeiten macht mich das Warten eher atemlos, ich ärgere mich, weil es meinen Zeitplan durcheinander bringt…

    

Gestern war der erste Advent – auch eine Zeit des Wartens auf das große Fest, wo Gott Mensch wird, um uns ganz nahe zu sein. Wir zünden die erste Kerze an, hören die vertrauten Lieder, backen Plätzchen, besuchen den Weihnachtsmarkt und vieles mehr.

    

Mir kommt dazu das Lied von Maria Ferschl in den Sinn (aus Ev. Gesangbuch, Gütersloher Verlagshaus 1997, Lied 17; Rechteinhaber: Christopherus Verlag, Freiburg): 

„Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die erste Kerze brennt. Wir sagen Euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.“

     

Die Zeile, die mich in diesem Lied berührt, ist: „Wir sagen euch an eine heilige Zeit:“ Eine heilige Zeit, das heißt für mich, dass wir jetzt in eine andere Zeit eintreten. „Du und ich“ – wir können ein anderer, eine andere sein in dieser Zeit. Wir können uns berühren lassen, wenn wir uns darauf einlassen, berührbar zu sein. In dem Wort „heilig“ steckt auch das Wort „heil-“! Was kann geheilt werden in dieser heiligen Zeit? Mit wem oder was können wir Frieden schließen, vielleicht ja sogar mit uns selbst…

       

Ich wünsche Ihnen eine „heilige Zeit“

Sabine Placke