"Wer hat diesen Satz gesagt?" frage ich als nächstes. "Luther", antwortet eine. Luther hat tatsächlich etwas ähnliches geschrieben: "Worauf du nun dein Herz hängst und verlässest, das ist eigentlich dein Gott.", schreibt er in der Erklärung zum 1. Gebot im Großen Katechismus.
Unseren Satz sagt Jesus im Lukas-Evangelium (12, 34). Kurz davor hat er die Geschichte vom reichen Kornbauer erzählt: "Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen, und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott." (Luk 12, 16-21)
Jesus warnt vor der Habgier, der Gier nach immer mehr, eine Krankheit der Seele, die keine Ruhe findet. Der Bauer handelt wirtschaftlich geurteilt klug. Er speichert die Rekordernte in neuen Scheunen. Will er selbst davon leben und den Vorrat in schlechten Zeiten verbrauchen? Oder hält er die Ernte zurück, um sie in Zeiten schlechter Ernten und knappen Getreides zu einem weitaus besseren Preis verkaufen zu können? Das wäre Spekulation auf Kosten der Gemeinschaft, auf dem Rücken der Armen, für die preiswertes Getreide Lebensgrundlage ist. Parallelen zu den Mechanismen, die zur Finanzkrise geführt haben, sind nicht rein zufällig.
Alle Versuche, unser Leben zu sichern, sind letztlich zum Scheitern verurteilt. "Das letzte Hemd hat keine Taschen", weiß der Volksmund. Jesus möchte, dass wir reich sind in Bezug auf Gott und er macht uns Mut solchen Reichtum zu suchen: Beten können, andere froh machen, uns einsetzen für die Benachteiligten, dem maßlosen Reichtum und der Spekulation auf Kosten der Gemeinschaft den Kampf ansagen, Trauernde trösten und mit Lachenden das Leben genießen. "Gottes bedürfen ist des Menschen höchste Vollkommenheit." (Kierkegaard)
Ihr
Hans Schmitt