Ich habe auch Menschen kennen gelernt, die aus medizinischen und gesundheitlichen Gründen ihr Leben neu ausgerichtet haben.
Ich weiß also, dass es möglich ist, dass Menschen sich verändern können, dass sie ihre Einstellungen revidieren und plötzlich Dinge tun können, die man früher nie von ihnen erwartet hätte.
Ich habe auch erfahren, was Barmherzigkeit bedeutet. Barmherzigkeit meint, dem anderen eine neue Chance zu geben, ihn ernst zu nehmen, ihn zu unterstützen in seiner Entscheidung, sich neu auszurichten. Barmherzigkeit meint auch, dem anderen etwas zuzutrauen.
Trotzdem nehme ich vielen Politikern in unserem Land nicht ab, dass sie in diesen Tagen in Punkto Kernenergie eine Kehrtwende vollziehen wollen. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass unsere Bundesregierung und mit ihr die Koalitionsparteien wirklich einen Paradigmenwechsel wollen und anstreben. Ich habe ein Problem damit, mit unseren Politikern barmherzig zu sein, zu glauben, dass sie es wirklich ernst meinen mit der Energiewende. Ich traue ihnen nicht wirklich zu, einen neuen Kurs einzuschlagen, auch wenn ich mir diesen Kurswechsel wünsche.
Aber wie kann ich von anderen erwarten, dass sie sich verändern, wenn ich nicht auch selber gleichzeitig bereit bin, ihnen diese Veränderung zuzutrauen? Ich kann nicht von anderen eine Richtungsänderung fordern und selber weiter auf meinem eingeschlagenen Weg weiter gehen. Wie soll jemand einen neuen Weg einschlagen, wenn ich ihn in meiner Schublade gefangen halte?
Wenn eine Richtungsänderung in der Energiepolitik Realität werden soll, dann kann das nur gelingen, wenn die Mächtigen in unserem Land darin eine breite Unterstützung erfahren. Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gelöst werden kann, wenn alle sich barmherzig miteinander auf den Weg machen. Veränderung und Umkehr sind möglich. Sie und ich sollten sie auch unseren Politikern zutrauen!
Ihr
Harald Bertermann