EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Gott macht Urlaub

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

manchmal glaube ich, Gott bräuchte mal Urlaub, und zwar dringend.

Markus Riedler ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm

  

 

Ich stelle mir das nämlich ganz schön stressig vor: Immer voller Einsatz für uns Menschen, immer erreichbar, immer ansprechbar für unsere kleinen und großen Sorgen. Das kann doch nicht gesund sein.

  

Da denke ich mir: Gott bräuchte mal eine Auszeit. Einfach Ferien. Urlaub. Den freien Tag hat Gott ja immerhin selbst erfunden. Als die Schöpfung vollendet war, als alles fertig war, da freute sich Gott über sein Werk und setzte dem ganzen als Krone den Ruhetag auf. Gott – ein Freund der Ruhe und der Entspannung? Gott – ein Anhänger des Urlaubs? Der freien unverplanten Zeit, der Muße und des Glücks eines unverplanten Augenblicks?

  

Gott macht Urlaub. Zugegeben, der Gedanke ist ein bisschen verrückt, aber irgendwie doch auch charmant, oder? Denn man kann das ja weiterspinnen und sich fragen, was er da wohl macht. Liegt er die ganze Zeit im Liegestuhl? Fährt er an die See oder in die Berge? Besucht er alte Kirchen oder geht er ins Museum?

  

So wie ich unseren Gott kenne ist er bestimmt viel unterwegs, hat seinen Rucksack gepackt und die Wanderschuhe geschnürt. Als evangelische und katholische Christen in der letzten Woche den Jakobsweg von Schwelm bis Beyenburg gewandert sind, da war er vielleicht mit dabei. Oder er kam uns entgegen. Oder er war schon da und hat uns erwartet.

  

Viele Menschen sind in diesen Ferien schon in Urlaub gefahren. Und ich frage mich: Was wäre wohl, wenn Gott längst dort ist, wo ich erst noch hinkomme? Unterwegs im Leben, nicht festgelegt auf einen Ort, auf eine Rolle, auf das ewig gleiche? Was wäre wohl, wenn mir Gott auf allen meinen Wanderungen begegnete? Dann säße er vielleicht im Biergarten und würde mir freundlich zulächeln, wenn ich müde und durstig ankomme. Dann stünde er vielleicht in einer alten Kirche, wenn ich hereinkäme und für eine Zeitlang an seiner Seite Ruhe suchte. Dann würde er mir unterwegs einen Platz neben sich anbieten und mir das Gefühl geben, willkommen zu sein

 

Die Wanderschuhe werde ich in diesem Sommer wohl noch öfter brauchen. Und vielleicht sieht man sich.

  

Pfr. Markus Riedler, Schwelm