EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Ohren für Gott haben

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

bei diesen sommerlichen Temperaturen genieße ich immer mal wieder ein wenig Zeit auf unserer Terrasse oder im Schatten auf der Wiese. Manchmal sitzen wir, mein Mann und ich, einfach so zu zweit da und erzählen von unserem Tag. Dann tut es gut, ein laues Lüftchen zu spüren und einander zu zuhören.

 

Birgit Hasenberg aus Gevelsberg ist Gemeinschaftspastorin im Westfälischen Gemeinschaftsverband

  

Doch manchmal haben Menschen auch das Gefühl, so richtig genau hört einem keiner zu.

So ging es auch dem US-Präsident Franklin D. Roosevelt bei den sich immer wiederholenden Staatsempfängen. Er lächelte sein großes Lächeln, alle waren freundlich zu einander, aber keiner hörte wirklich zu. Er war es leid,  die immer gleichen Floskeln bei all diesen Empfängen im Weißen Haus zu sagen. Und so nahm er sich eines Abends vor, herauszufinden, ob die Leute ihm über­haupt zuhören, wenn sie ihm vorgestellt werden. Als sie dann kamen - die Leute an diesem Abend - und freudig strahlend, mit ausgestreckter Hand auf den Präsidenten zugingen (denn es ist doch eine Ehre den Präsidenten der Vereinigten Staaten kennen zu lernen!!) - da lächelte auch Roosevelt sein großes Lächeln und sagte in freund­lichem Ton: „Ich habe heute Morgen meine Großmutter umge­bracht.“

Die Leute reagierten ganz automatisch mit Bemerkungen wie: „Großartig“ - „Nein, das ist aber nett.“ - „Ich freue mich, das zu hören.“ Oder: „Das wollte ich auch schon immer mal tun!“

Keiner hatte wirklich zugehört, was der Präsident denn gesagt hatte, keiner - bis auf einen ausländischen Diplomaten. Als ihm der Präsident sagte: „Ich habe heute Morgen meine Großmutter umgebracht“, meinte dieser ganz sanft: „Sind Sie sicher, dass das notwendig gewesen ist?“

Was für eine seltsame Geschichte - doch  so völlig abwegig ist sie nicht; wie oft ertappen wir uns selbst dabei, nicht richtig zugehört zu haben, so dass wir - fast entschuldigend - nachfragen müssen: „Du, kannst Du das Letzte nochmal wieder-holen, ich war gerade in Gedanken ganz woanders.“

Wer ständig nicht hinhört, der entfernt sich immer mehr von seinen Mitmenschen - und kreist letztlich nur noch um sich selbst - denn es wird ihm auch keiner mehr etwas erzählen wollen.

Wenn wir uns also doch auch immer wieder dabei ertappen, einem anderen Menschen nicht richtig zuzuhören, dann müssen wir uns die Nachfrage schon gefallen lassen, wie es denn um unser Zuhören bestellt ist, wenn es um Gott geht? Können wir auf Ihn hören? Sind wir offen für das, was Er uns sagen will? Erwarten wir überhaupt, dass Gott uns etwas zu sagen haben könnte?

Ja, wir können uns sogar fragen, was für Ohren brauchen wir eigentlich, um Gott zu hören? – Beim Propheten Jesaja heißt es:

„Gott der HERR weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.“ (Jes 54,4)

Für viele Menschen ist es gute Tradition, morgens früh aufzustehen und eine „Stille Zeit“ mit Gott zu halten. Sie entdecken in dieser Zeit unendlich viel für sich und für ihr Leben mit Gott, indem sie beten und die Bibel lesen.

Doch die „richtigen Ohren“ für Gott haben, heißt nicht: jeder von uns muss zum Frühaufsteher werden, aber es heißt: immer wieder offen zu sein für Gottes Reden zu mir - durch sein Wort, durch das gemeinsame Feiern eines Gottesdienstes, durch das Gespräch mit einem anderen Christen. Gott hat viele Möglichkeiten zu uns zu sprechen und wir haben hoffentlich „das rechte Ohr“ für Ihn.

 

Ihre Pastorin Birgit Hasenberg