EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Manchmal ist mir alles zu viel.

Aus der Bibel:

Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel verlangt.

Und wem viel anvertraut wurde,

von dem wird man umso mehr fordern. (Lukas 12,48)

 

Nele Kaiser ist Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg

Manchmal ist mir alles zu viel. Manchmal liegt es an der Arbeit. Da jagt eine E-Mail die andere, das Telefon hört nicht auf zu klingeln, und der Kalender ist rappelvoll mit Terminen, die alle eingehalten werden wollen. Manchmal liegt es an meinem Freizeitstress. Mehrere Verabredungen an einem Wochenende oder sogar am selben Tag. Meine Freund:innen leben kilometerweit von mir entfernt. Gegenseitige Besuche sind immer mit einigem Aufwand verbunden. Und viele Whatsapp-(Sprach-)Nachrichten sind noch nicht beantwortet. Abends auf dem Sofa habe ich auch keine Lust mehr zu antworten. Manchmal ist das alles zu viel, zu anstrengend, vor allem nach einem langen Arbeitstag.

An solchen Tagen möchte ich mich am liebsten einschließen. Tür zu. Keine Mails, kein Whatsapp, keine Telefonate. Das wäre schön.

Doch dann erinnere ich mich, dass ich reichlich beschenkt wurde. Mit einer wunderbaren Arbeit, die mich wirklich erfüllt und mir viel Freude macht. Denn ich segne Menschen. Zuletzt zur Diamantenen Hochzeit, 60 Jahre Ehe. Ich bete am Grab eines verstorbenen und geliebten Menschen ein Vater Unser. Ich höre ganz viele Lebensgeschichten und begleite Menschen zeitweise darin. Und ich merke: Alles ist gut. Dankbar bin ich für das, was Gott mir in meinem Leben anvertraut hat.

Dankbar auch für meine Freundschaften. Für die Menschen in meinem Leben, die mir zuhören, die mich begleiten, die mich nehmen, wie ich bin. Denen ich zur Seite stehe, wenn sie mich brauchen. Und ich merke: Alles ist gut. Wunderbare Menschen wurden mir in meinem Leben geschenkt, dafür bin ich dankbar.

Manchmal ist mir alles zu viel, dann erinnere ich mich an all das, was mir geschenkt und gegeben ist. Und ich merke: Es ist gut. Ich schaffe das. Mit Gottes Hilfe. Ich nehme mein Handy in die Hand, öffne Whatsapp und antworte auf eine Nachricht einer Freundin aus Juni. Ich weiß, sie wird mir auch wieder antworten. Es ist gut. Amen.