EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Satt ist nicht genug

Die Westfälische Eröffnung der 57. Aktion von Brot für die Welt fand am 29. November in der Christuskirche Schwelm statt.

Pfarrer Dietrich Weinbrenner (links) moderierte den Talk am Altar.

Etwa 200 Gäste waren zur Eröffnung der 57. Aktion von Brot für die Welt in die Schwelmer Christuskirche gekommen.

„Ziel unserer politischen Arbeit muss es sein, Ernährungssouveränität, also die Fähigkeit eines jeden Landes, sich selber zu ernähren, zu erreichen“, forderte Minister Remmel.

Die Gruppe Zanate sang und spielte Musik aus Lateinamerika.

  

 

„Herzlich willkommen zur westfälischen Eröffnung der 57. Aktion von Brot für die Welt „Satt ist nicht genug“  in der Christuskirche in Schwelm. Ich freue mich, dass Sie heute am 1. Advent, dem Beginn des neuen Kirchenjahres mit uns diese Aktion eröffnen wollen und dass wir Gastgeber sein dürfen“, begrüßte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm, Pfarrer Hans Schmitt, die etwa 200 Gäste, die in die Christuskirche in Schwelm gekommen waren. Sein besonderer Gruß galt dem Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Remmel.

   

Talk am Altar

Nach einem engagierten Statement zum Thema der Aktion von Brot für die Welt stellte sich der Minister im Verlauf der Veranstaltung den kritischen Fragen von Pfarrer Dietrich Weinbrenner (Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen).

Unter dem Titel „Talk am Altar“ beleuchtete Pfarrer Weinbrenner auch mit Superintendent Schmitt, Dirk Hillerkus (Berater von Brot für die Welt in Äthiopien), Dr. Andar Parlindungan (Pfarrer aus Nord-Sumatra, Indonesien), Dirk Kalthaus (Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbands Ennepe –

Ruhr/Hagen), Pepe Zamorano (Musikgruppe Zanate, Chile) und Annette Bußmann (Zukunftsschmiede Gevelsberg e.V.) das Thema der Aktion.

    

„Unsere Ernährung ist nicht zukunftsfähig“

Minister Remmel ging in seinem Statement neben dem Bienensterben und der Übersäuerung der Weltmeere auch und vor allem auf Problemfelder ein, die er in unserem Land ausmacht. So bedauerte er, dass Äpfel von Streuobstwiesen immer mehr durch neue Züchtungen verdrängt werden. Minister Remmel wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Studien zeigen würden, dass der Verzehr von alten Apfelsorten, wie sie auf Streuobstwiesen wachsen, das Allergierisiko gegen Kernobst verringern könnten. Auch setzte sich der Minister kritisch mit der Massentierhaltung auseinander und verurteilte die Praxis, dass in unserem Land männliche Küken zum Teil geschreddert und vergast werden, weil sie nicht vermarktet werden könnten.

„Unsere Ernährung ist nicht zukunftsfähig“, erklärte Minister Remmel und wies darauf hin, dass die landwirtschaftlichen Flächen auf unserer Erde ausreichen, um 12 Milliarden Menschen zu ernähren. Zurzeit lebten ca. 7 Milliarden Menschen auf der Erde. Davon seien mindestens 1 Milliarde von Hunger bedroht. „Ziel unserer politischen Arbeit muss es sein, Ernährungssouveränität, also die Fähigkeit eines jeden Landes, sich selber zu ernähren, zu erreichen“, forderte Minister Remmel.

„Wir geben viel Geld für Küchen aus, aber nur wenig für unsere Ernährung“, schloss Minister Remmel seinen Vortrag und plädierte für eine bewusstere und gesündere Ernährung.

    

Mangelernährung und Fertiggerichte

Dirk Hillerkus berichtete aus Äthiopien. In dem afrikanischen Land leide fast die Hälfte der Bevölkerung an Mangelernährung, erklärte der Berater von Brot für die Welt.

Dr. Andar Parlindungan schilderte, wie die Ausweitung der Palmöl-Plantagen in Indonesien immer mehr landwirtschaftliche Nutzfläche verdrängt: „Auch meine Eltern, die als Reisbauern gearbeitet haben, wurden vertrieben, weil sie sich geweigert haben, Palmöl anzubauen.“

Pepe Zamorano berichtete aus seinem Heimatland Chile, in dem die traditionelle Ernährung  immer mehr in den Hintergrund tritt. „Mittlerweile leben 70% der chilenischen Bevölkerung in Städten. Hier ist das Thema Fertiggerichte besonders brisant, denn immer mehr Menschen leiden unter Übergewicht und an Diabetes.“

Annette Bußmann stellte den interkulturellen Bürgergarten vor, in dem in Gevelsberg Menschen aus verschiedenen Kulturen gesunde Lebensmittel anbauen und neu entdecken.

Dirk Kalthaus brach eine Lanze für die heimischen Landwirte: „Wir haben hier im Kreis eine unheimliche Vielfalt. Auch die Zahl der Direktvermarktungen steigt.“

    

Adventliche Musik

Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Gruppe Zanate und von KMD Gerhardt Marquardt gestaltet. „Heute ist eben auch der erste Advent. Vorfreude auf das Geburtstagsfest des Gottessohnes“, hatte Superintendent Schmitt in seiner Begrüßung betont. Entsprechend adventlich waren die gemeinsam gesungenen Lieder, die KMD Marquardt ausgesucht und auf der Orgel begleitet hatte. Pepe Zamorano sang und spielte mit seiner Gruppe Zanate Musik aus Lateinamerika und unterstrich damit das internationale Engagement von Brot für die Welt. (HB)