EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Reiseeindrücke aus West-Papua

Ein Leben ohne Strom, ohne Wasserleitungen und ohne Autos - diese Situation in vielen Dörfern West Papuas war für die Mitglieder einer Reisegruppe des evangelischen Kirchenkreises Schwelm sehr fremd. Bald schon lernten die Besucher aber, dass es für die Bevölkerung vor Ort viel größere Probleme gibt: Ein Leben ohne Schulen, Lehrer und Berufschancen.

Die Reisegruppe bei der Besichtigung eines vom Minenabraum verschmutzen Flusses

Die Reisegruppe bei einer Begegnung mit Vertretern der Kirchenleitung in Westpapua

 
Schwelm. Die Erkenntnis, wie unzureichend die Ausbildungssituation in der östlichsten Provinz Indonesiens ist, war wohl eines der wichtigsten Ergebnisse der Reise, die vor allem zwei Zielen diente: Dem Ausbau der Kontakte zwischen dem Kirchenkreis Schwelm und seinen Partnerkirchenkreisen sowie die Auseinandersetzung mit den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesen Gebieten.
Der evangelische Kirchenkreis Schwelm hat zwei Partnerkirchenkreise in West Papua: Einer davon (Baliem-Yalimo) liegt im Bergland im Landesinneren, ein zweiter (Mamberamo) liegt an einem großen Fluss in Küstennähe. Dementsprechend gestaltete sich auch die Reise der Delegation, der vier Personen angehörten: Dr. Klaus Solmecke (ehemaliger Bürgermeister der Stadt Gevelsberg und Vorsitzender der "Stiftung Ausbildung für West Papua"), Pfarrer Thomas Bracht (Sprockhövel), Stefanie Krah (Schwelm/Lünen) und Dr. Astrid Seckelmann (Schwelm).  

   
Zu Anfang hielten sie sich einige Tage in Jayapura, der Hauptstadt der Provinz Westpapua auf. Dort studieren die meisten der 50 Studenten und Studentinnen die von der vom Kirchenkreis mitgetragenen Ausbildungsstiftung unterstützt werden. Gespräche mit den Studierenden zeigten, dass es sich hierbei um eine lohnenswerte Aufgabe handelt, da sie vielen überhaupt erst Berufschancen eröffnet. Anschließend führte die Reise ins Landesinnere, wo überwältigende Berg- und Waldlandschaften bewirken, dass viele Dörfer von größeren Städten nahezu abgeschnitten und nur über Kleinstflugzeuge oder durch tagelange Fußmärsche zu erreichen sind. Straßen, Elektrizität, Trink- und Abwasserleitungen sind dementsprechend unbekannt. Viel entscheidender ist aber, dass diese Regionen auch für Lehrer - die in Indonesien sehr schlecht bezahlt werden - unattraktiv ist. Dementsprechend wurden leere Schulbänke zu einem vertrauten Anblick für die Reisegruppe, die immer wieder versuchte, Unterricht zu erleben, aber immer wieder auf verwaiste Schulklassen stieß.  

  
Drittes Ziel der Reise war schließlich das Flussgebiet, wo die Fortbewegung über größere Strecken nur mit Booten möglich ist. Die Ankunft der Gruppe wurde in den fünf besuchten Dörfern jeweils aufwändig gefeiert: hunderte von Menschen kamen zur Begrüßung an die Anlegestege, sangen, tanzten, überreichten Blumenkränze und Geschenke. Auch hier sind die Lebensbedingungen jedoch schlicht. Zum Besuch weiterführender Schulen müssen Jugendliche meist ihren Heimatort verlassen und sich im Schulort eine Unterkunft suchen. Da es sich aber gleichzeitig um eine besonders arme Region innerhalb West Papuas ist, können Familien in der Regel nicht allen Kindern diese Ausbildung ermöglichen, weshalb insbesondere Mädchen häufig keine Möglichkeit zu einem mehrjährigen Schulbesuch erhalten.
Zum Abschluss der Reise der besuchte die Gruppe noch die größte Kupfermine der Welt in Timika. Bei diesem vom amerikanischen Konzern Freeport MacMoRan betriebenen Bergbauunternehmen handelt es sich um einen der schwierigsten Streitpunkte in West Papua: Die Einnahmen, die aus der Ansiedlung diese Unternehmens für Indonesien resultieren, kommen nur zu einem geringen Teil der Provinz zugute, während die einheimische Bevölkerung mit den Nachteilen (zum Beispiel der Absperrung großer ehemals traditioneller Lebensräume, 240 qkm Abraumflächen) zurecht kommen muss.. Erst in diesem Jahr gab es deshalb große Proteste von Seiten der Papua-Bevölkerung, die wiederum Menschenrechtsverletzungen auf allen Seiten mit sich brachten (eine auch vom Kirchenkreis Schwelm unterstützte Unterschriftenaktion bewirkte eine Verbesserung der Situation von in diesem Zusammenhang festgenommenen Häftlingen). 

     
Nachdem sie fast den ganzen September in West Papua verbracht haben, ist das Fazit der Reisenden, dass sie froh über die Partnerschaft zu den Gemeinden auf der anderen Hälfte der Welt sind. Sie haben den Eindruck bekommen, dass der gegenseitige Informationsaustausch, die wechselseitigen Besuche und das Beten füreinander zu einem guten Verständnis für die Situation der jeweils anderen führt und die Partnerschaft so sinnvoll und ertragreich weitergeführt werden kann.  

     

Wer an weiteren Informationen über das Land und die Kirchenkreise interessiert ist und Bilder von der Reise sehen möchte, ist zu folgenden Vortragsveranstaltungen herzliche eingeladen:
Do, 16.11., 19:30 Uhr, Paul-Gerhard-Haus Hasslinghausen
Do, 23.11., 19:30 Uhr, Petrus-Gemeindehaus Schwelm
So, 10.12., Zentrum für Kirche und Kultur während des Gemeindeadventes
(Dr. Astrid Seckelmann)