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Glocken der Christuskirche schweigen

Seit drei Wochen müssen die Schwelmer Bürgerinnen und Bürger auf den gewohnten Klang der Glocken der Christuskirche verzichten. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Glocken nicht mehr geläutet werden.

Das Lager der großen Paulus-Glocke ist stark schadhaft.

Der Nordturm (links) der Christuskirche hat sich mittlerweile um 40 cm geneigt.

"Bei den üblichen Wartungsarbeiten an den Glocken und dem Glockenstuhl fiel auf, dass einiges nicht in Ordnung war. Ein Statiker hat den Glockenstuhl im Nordturm begutachtet und festgestellt, dass ein Lager der großen Glocke "Paulus" stark schadhaft ist und dass die Konstruktion des Glockenstuhls Verformungen aufweist", schreibt Pfr. Hans Schmitt im neuen Schwelmer Gemeindebrief. Mittlerweile hat sich die Lage verschärft. Auch die Glocken im Südturm dürfen auf Weisung des Statikers nicht mehr geläutet werden. 

   

Schiefer Nordturm
Dabei sind die maroden Glockenstühle nicht das einzige Problem, dass die Presbyterinnen und Presbyter aus Schwelm beschäftigt. Der Nordturm steht schief. Um 40 cm hat sich der Turm bereits geneigt. Pro Jahr kommen 4 mm dazu. Der Grund für die Schieflage liegt nach Meinung eines geologischen Sachverständigen am Untergrund der Kirche. Sie steht gerade noch im Bereich des berüchtigten Schwelmer Massenkalkes. Der Massenkalk "ist insofern berüchtigt, als er tiefgründig durch kohlensäurehaltige Sickerwässer ausgelaugt und zersetzt ist, so dass sich breite Spalten und Dolinen gebildet haben, die meist nachträglich mit Schwemmlehm und Bachschotter wieder aufgefüllt werden", so schreibt der Sachverständige in einem ersten Bericht.
Es ist davon auszugehen, dass die Schiefstellung des Turmes zum Schaden an den Glocken und Glockenstühlen beiträgt. 

   

Erhebliche Kosten
Die Konsequenzen, die sich aus den ersten Untersuchungen ergeben, lassen sich noch nicht abschätzen. Der Glockensachverständige der Westfälischen Landeskirche hat der Gemeinde geraten, kein Geld mehr in die bestehenden Glocken und Glockenstühle zu investieren. Weil erst vor 15 Jahren ähnliche Schäden an einem Glockenstuhl behoben wurden, ist davon auszugehen, dass eine Reparatur keinen langfristigen Erfolg zeigen wird.
Die Alternativen, die sich der Schwelmer Gemeinde bieten, wenn sie nicht auf das Geläut der Christuskirche verzichten will, sind denkbar kostspielig. Auch ohne die düsteren Prognosen, was die Entwicklung der Zuweisung aus Kirchensteuereinnahmen angeht (die Gemeinden der Westfälischen Landeskirche müssen in den nächsten Jahren mit Einnahmeverlusten bis zu 65% rechnen), hat die Gemeinde aber keine Mittel, um das Problem grundlegend zu beheben.
Eine Grundsanierung beider Glockentürme würde nach Schätzung von Baukirchmeister Fettke weit im sechsstelligen Eurobereich liegen. Auch wenn nur der Südturm mit leichteren Bronzeglocken ausgestattet würde, müsste die Gemeinde erhebliche Finanzmittel aufbringen, die sie nicht hat.
Damit wäre aber das Problem der Schieflage des Nordturmes noch nicht berücksichtigt. Sollte sich bei einem Bodengutachten, das alleine schon ca. 25.000,-- Euro kostet, herausstellen, dass tatsächlich Hohlräume unter der Kirche für den Schiefstand verantwortlich sind, müssten diese mit Beton ausgegossen werden. Die Kosten dafür würden sich auf über eine Million Euro belaufen.
Die Kassen sind leer und angesichts der zu erwartenden Finanzentwicklung steht die Gemeinde vor weitreichenden Entscheidungen. Sollten sich die Prognosen bewahrheiten, müssten ganze Arbeitszweige aufgegeben und Personal entlassen werden. Auf diesem Hintergrund trifft die Schwelmer Gemeinde das Glockenproblem besonders hart. 

   

Hoffnung auf Unterstützung
Die Christuskirche ist ein Wahrzeichen der Stadt Schwelm. Der imposante Kirchenbau prägt das Stadtbild. Aus diesem Grund hoffen die Pfarrer Hans Schmitt und Uwe Rahn sowie Baukirchmeister Fettke auf Unterstützung aus der Bevölkerung.
In einem ersten Schritt soll jetzt ein Runder Tisch von Experten einberufen werden. Hier soll die Problematik eingehend besprochen und Lösungswege skizziert werden. Auf jeden Fall werden die Glocken der Christuskirche bis auf weiteres schweigen. (HB)