EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Konkrete Hilfe und Lobbyarbeit

„Dem Menschen helfen, wenn er unter die Räuber geraten ist – das ist Kirche. Dem Menschen helfen, damit er gar nicht erst unter die Räuber gerät – das ist Diakonie!“ Beim Sommerfest der Beratungsstelle für Wohnungslose in Schwelm fand Diakonie-Geschäftsführer Martin Wehn einen aktuellen Zugang zum bekannten Gleichnis vom barmherzigen Samariter. „In der Wohnungslosenhilfe fin-den wir beides: Konkrete Hilfe, die die Not lindert, und Lobbyarbeit, um die Lebensumstände der Menschen insgesamt zu verbessern.“

Unser Bild zeigt: Fachbereichsleiterin Birgit Buchholz, Geschäftsführer Martin Wehn, Einrichtungsleitung Heike Orth, Yildiz Rencbergil und Monika Müller (v.l.)

  

„20 Jahre Beratungsstelle – ein Grund zum Feiern?“ – so hatten Einrichtungsleitung Heike Orth und ihr Team auf die Einladung geschrieben – und zahlreiche Ehrenamtliche, Kooperationspartner, Freunde und Weggefährten, aber auch Partner aus Politik, Verwaltung und Jobcenter kamen bei überraschend strahlendem Sonnenschein in die Sedanstraße.

 

Heike Orth erinnerte noch einmal an die Anfänge in der Moltkestraße: „Damals standen immer viele Rucksäcke im Eingangsbereich, und die Wäsche der Gäste musste  bis zum Mittag gewaschen und getrocknet sein.“ Denn dann zogen die überwiegend tatsächlich Wohnungslosen weiter zum Sozialamt, um sich ihren Tagessatz in Höhe von elf Euro abzuholen.

 

„Heute sind die meisten Gäste nicht im eigentlichen Wortsinn wohnungslos, aber sie sind permanent von Wohnungslosigkeit bedroht“, weiß Fachbereichsleiterin Birgit Buchholz, die die neuesten politischen Tendenzen immer kritisch im Blick behält: „Wir fürchten, dass durch die geplanten Veränderungen im Bereich der Arbeitsmarktförderung unsere Klienten in Zukunft weniger gefördert werden.“ Denn zukünftig sollen sich die knapperen Mittel vor allem auf diejenigen konzentrieren, die noch fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden können. „Die, die mehr Förderung benötigen würden, bekommen dann keine Maßnahmen mehr“, fürchtet die Fachfrau. 

 

Auch im 20. Jahr gibt es also für die Beratungsstelle reichlich zu tun: „Ein Mensch braucht mehr als eine Bank zum Schlafen“, spielt Birgit Buchholz auf das alte Motto der Wohnungslosenhilfe an. „Eine Bank ist kein Zuhause.“ Und ergänzt: „Aber ein Mensch braucht auch mehr als Wohnraum und Essen.“ Eine Tätigkeit, die dem Tag Struktur und dem Leben einen Sinn gebe: „Wir dürfen niemanden aufgeben!“

 

In der Beratungsstelle geht das – auch dank der vielen ehrenamtlichen Helfer – seit Jahren Hand in Hand. Beim Mittagstisch erhalten Menschen in der kalten Jahreszeit eine warme Mahlzeit, im Tafelladen geben Dutzende Helfer Lebensmittel aus, die das schmale Budget entlasten. Und Heike Orth und ihr Team sorgen dafür, dass die Klienten zu ihrem Recht kommen und langfristig ihre Situation verbessern. Seit 20 Jahren – und wohl auch noch in Zukunft. (nici)