„Weder im Alten noch im Neuen Testament gibt es ein normativ verbindliches Bild von Ehe und Familie.“ Mit diesem doch für manche Zuhörerinnen und Zuhörer provokanten Satz aus den „Familienpolitische(n) Leitlinien“ der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen begann Prof. Ebach seinen Vortrag, um dann in sehr anregender Art und Weise biblische Erzählungen und gegenwärtige Familienformen ins Gespräch und zusammen zu bringen. So verdeutlichte er, dass Patchwork-Familien, Leihmütter und Samenspenden ebenso in biblischen Geschichten beschrieben werden, wie Singles, WGs und Mehrgenerationenhäuser. „Da gibt es Männer und Väter, die in der Öffentlichkeit eine große Rolle spielen, doch in der Familie schwache Figuren sind. All das findet in der Bibel Vor-Bilder.“
Prof. Ebach verwies darauf, dass „zudem Ehe und Familie nicht als eine auf Liebe gründende Gemeinschaft“ in der Bibel begründet werde. Die Bibel propagiere weder dieses Ehe-Ideal „noch eine aus Vater, Mutter und ihrer beider Kinder bestehende Kleinfamilie und auch nicht jene Rollenverteilung, in der er draußen für den Erwerb sorgt und sie den Haushalt führt und die Kinder versorgt.“ Mit zahlreichen Textbelegen untermauerte der emeritierte Professor für Exegese und Theologie des Alten Testaments und biblische Hermeneutik seine Thesen und nahm die gut 70 Pfarrerinnen und Pfarrer mit auf eine spannende Reise durch die Welt der Bibel. So war es nicht verwunderlich, dass sich im Anschluss an den Vortrag eine rege Diskussion entwickelte, in der die Positionen Prof. Ebachs vertieft wurden. (HB)