EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Kinderarmut sensibel begegnen

Über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den evangelischen Kindertagesstätteneinrichtungen, des Evangelischen Beratungszentrums, der Schuldnerberatung und aus den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm nahmen am Donnerstag, dem 13. Oktober an einem Gesprächsabend zum Thema „Armutssensibles Handeln in evangelischen Kindertageseinrichtungen“ im Paulus-Gemeindehaus in Schwelm teil, zu dem die Kindertagesstätten-Fachberatung des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm eingeladen hatte.

Dr. Remi Stork stellte die Arbeitshilfe „Mittendrin – Armutssensibles Handeln in der Kinder- und Jugendhilfe“ vor.

Gut 30 Personen nahmen an dem Gesprächsabend teil.

   

Dr. Remi Stork, Grundsatzreferent für Jugendhilfefragen bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, stellte zu Beginn der Veranstaltung die Arbeitshilfe „Mittendrin – Armutssensibles Handeln in der Kinder- und Jugendhilfe“ vor. Anhand dieser Arbeitshilfe machte er deutlich, dass die Zahl der Menschen, die in Deutschland in Armut leben, gestiegen ist. Dr. Stork hob besonders hervor, dass Kinder die am häufigsten von Armut betroffene Altersgruppe sind. Während sich die Zahl der Geburten seit 1965 halbiert hat, ist die Zahl der Kinder, die von staatlichen Leistungen leben müssen, um das 16fache gestiegen. Jedes 4. Kind in Nordrhein-Westfalen gilt als armutsgefährdet. Dr. Stork führte weiter aus, dass die verschiedenen Formen von Armut sowie verschiedene Armutsmilieus keine allgemeingültigen Lösungsansätze zulassen. Aus diesem Grund schafften es Schulen und Kindertagesstätten oft nicht, allen Kindern die gleichen Vorraussetzungen zu geben. Dr. Stork plädierte dafür, die verschiedenen Armutslagen in den Blick zu nehmen und sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen: „Armutssensibles Handeln ist eine pädagogische Antwort auf gesellschaftliche Zustände und Herausforderungen, erfordert den Umgang mit Widersprüchen und ist eine Aufgabe für Fachkräfte, Teams und Gemeinden.“ In seinen weiteren Ausführungen stellte Dr. Stork vier Ebenen armutssensiblen Handelns heraus:

1. Zugänge und Ansprache

Anhand des Elternbriefes oder eines Aushangs in der Einrichtung machte Dr. Stork deutlich, dass mit diesen Medien nicht alle Adressaten erreicht werden. Hier gelte es individuelle Alternativen zu entwickeln.

2. Einbindung und Einbeziehung

Laut Dr. Stork gilt es zu prüfen, wie Eltern in die Arbeit der Einrichtungen einbezogen werden können. Hierbei müsse mehr danach gefragt werden, was die Eltern einbringen können, anstatt eigene Erwartungen in den Vordergrund zu stellen.

3. Strategien zur sozialen Teilhabe

Dr. Stork ermutigte die Anwesenden, kreative Strategien zu entwickeln, die es erlauben, allen Kindern z.B. ein warmes Mittagessen zu ermöglichen.

4. Nachhaltigkeit sichern

Armutssensibles Handeln ist laut Dr. Stork ein kontinuierlicher Prozess, der ständig reflektiert werden muss.

   

Im Anschluss an das Referat diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen über die Ausführungen von Dr. Stork. Hier wurde übereinstimmend die Notwendigkeit herausgestellt, sich in konkreten Situationen auf die betroffenen Menschen einzulassen, immer wieder neu abzuwägen, was Gerechtigkeit bedeutet und zusätzliche Stigmatisierungen zu vermeiden.

Zum Abschluss des Abends dankte Sabine Möller, Fachberaterin für Kindertagesstätten im Evangelischen Kirchenkreis Schwelm, Dr. Stork für die Impulse, die er mit seinem Referat gegeben hat und betonte, dass das Thema „Armutssensibles Handeln“ auch in Zukunft einen großen Schwerpunkt in der Arbeit der Kindertagesstätten als auch der Gemeinden darstellen muss. (HB)