EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

"Gott hat keine Angst vor Überfremdung..."

Eindrucksvoller Diakoniesonntag in der Pauluskirche in Gevelsberg

 

"Hilf Herr meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin..."

 

Greta Sienknecht (li.) und Marga Seckelmann (re.) verlassen die Diakoniestation Gevelsberg, Bernadette Ratka (2.v.l.) und Simone Kubitz (3.v.l.) sind ihre Nachfolgerinnen. Außerdem ehrten Pfarrer Dirk Küsgen und der Leiter der Diakoniestation, Mario Wolf

"Verschiedene diakonische Handlungsfelder stellten sich am vergangenen Sonntag in der ev. Paulus-Kirchengemeinde vor: Mittagstisch, Essen auf Rädern, die Diakoniestation, Zuwanderungsberatung, Luthers Waschsalon, die Wohnungslosenhilfe sowie die Gefangen

  

Gevelsberg. Dort sein, wo man nötig ist - diese Liedzeile (EG 419) traf wohl auf alle zu, die am vergangenen Sonntag in der evangelischen Paulus-Kirchengemeinde in Gevelsberg den Diakoniegottesdienst mitgestalteten. "Wo wirkt denn eigentlich die kirchliche Diakonie?" fragte Pfarrer Dirk Küsgen eingangs - um in den folgenden eineinhalb Stunden ein eindrucksvolles Bild diakonischen Handelns zu skizzieren. Bekannte und weniger bekannte Einrichtungen und Angebote nutzten die Gelegenheit, auf ihre Arbeit hinzuweisen und um Verständnis für ihre Kunden und Klienten zu werben. Den "roten Faden" dazu bildete der Lesungstext (Matthäus 25, 31-40). 

  

Offener Mittagstisch
Klassische, aber auch neue Handlungsfelder wurden dabei vorgestellt. So entstand erst vor einem Jahr aus dem Kreis pflegender Angehöriger der Diakoniestation Gevelsberg die Idee zum Offenen Mittagstisch, der am 4. Oktober in die nächste Runde geht. Gedacht war er als preiswerte Alternative für wohnungslose und arme Menschen, deren Situation sich durch Hartz IV noch verschärft hat. Doch längst hat sich das wöchentliche Angebot in der Sudfeldstraße zu einem regelmäßigen Treffpunkt auch für andere Menschen entwickelt. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!" erläuterte Frau  Hannelore Jager, die den Mittagstisch vorstellte, warum fast 50 alleinstehende und einsame Menschen ebenfalls gerne kommen. Während der Mittagstisch von Ehrenamtlichen organisiert und getragen wird, gibt es für die Patientinnen und Patienten der Diakoniestation zusätzlich das professionelle Essen auf Rädern. Mario Wolf, Leiter der Diakoniestation Gevelsberg, machte mit seiner Vorstellung Appetit und schlug so den Bogen zur hauptamtlichen Diakonie. 

   

Zuwanderungsberatung
Die Zuwanderungsberatung des Diakonischen Werkes gehört seit mehr als 40 Jahren zu den "traditionellen" Hilfeangeboten; doch auch hier müssen die Mitarbeitenden mit veränderten und neuen Angeboten auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren. So stellte Franz-Josef Franke, Leiter der Einrichtung, vor allem die Hilfen für Opfer von Menschenhandel vor. Mädchen und junge Frauen, die nach Deutschland verschleppt und zur Prostitution gezwungen werden, finden hier Hilfe. Die Flüchtlingsberatung ist seit vielen Jahren ein Dauerthema, das durch verschärfte Gesetze und durch Angst und Vorurteile geprägt ist. "Glücklicher Weise hat Gott keine Angst vor Überfremdung, sondern freut sich über jeden, der in seine Gemeinschaft kommt", appellierte Franke an die Gemeinde und forderte sie dazu auf, dafür zu beten, dass die Innenminister am 18. November ein Bleiberecht formulieren, das es langjährig integrierten Flüchtlingen erlaubt, in Deutschland zu bleiben - ohne Angst vor nächtlicher Abschiebung.

Der Drewermannstift, Luthers Waschsalon aus Hagen, die Gefängnisseelsorge und die Diakoniestation machten ebenfalls deutlich, wie vielfältig diakonische Hilfen sein können und wie leicht Menschen in Situationen geraten können, in denen sie plötzlich Hilfe und Unterstützung benötigen. 

   

Goldenes Kronkreuz für Marlies Moll
Nach der Verabschiedung zweier Diakonieschwestern (Marga Seckelmann und Greta Sienknecht) und der Begrüßung ihrer Nachfolgerinnen (Simone Kubitz und Bernadette Ratka) überraschte Pfarrer Küsgen gemeinsam mit seinem Vorgänger Walter Heppener die langjährige Diakoniepresbyterin Marlies Moll mit dem Goldenen Kronenkreuz für 25-jähriges Engagement. "Es gibt Menschen, die haben immer viele Ideen. Und es gibt Menschen, die sind treue und engagierte Arbeiter. Sie, liebe Frau Moll, vereinen beides", dankte Küsgen der sichtlich bewegten 70-jährigen für ihr Engagement. Schon als 14-jährige zog sie erstmals als Sammlerin von Haustür zu Haustür; später lagen ihr besonders die Blindenarbeit und die Frauenhilfe am Herzen. Seit 1996 ist Marlies Moll Diakoniepresbyterin. Stets bereit, über den Tellerrand zu blicken, besucht sie gemeinsam mit Ehemann Gerd auch andere Gemeinden, ist in den Diakoniekonferenzen des Diakonischen Werkes eine geachtete und geschätzte Vertreterin des Kirchenkreises Schwelm und hat dabei doch stets auch die Nöte ihrer direkten Nachbarn im Blick. So ist der Mittagstisch ohne ihre Tatkraft und Lebensfreude kaum denkbar. "Solange Gott mir die Kraft gibt, mache ich weiter", verspricht Marlies Moll - und bleibt damit ein Mensch, der nicht fehlt, wo er nötig ist. (nici)