EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Schön sind deine Namen

Pünktlich zur Buchmesse in Frankfurt erschien vor einem Monat die "Bibel in gerechter Sprache". Am Sonntag, den 29. Oktober, begrüßten über 50 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher die neue Bibelübersetzung in einem Gottesdienst im Ökumenischen Zentrum "Heilig Geist" in Schwelm.

Mitglieder des Frauenausschusses des Kirchenkreises Schwelm hatten den ökumenischen Gottesdienst vorbereitet.

Über 50 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher begrüßten die "Bibel in gerechter Sprache".

   

Schwelm. Unter dem Motto "Wie schön sind DEINE Namen" ging es in dem Gottesdienst, der vom Frauenausschuss des Kirchenkreises Schwelm gestaltet wurde, um die Bedeutung des Gottesnamens, dem zentralen Thema der neuen Bibelübersetzung.  "ha-Makom", "ErSie", "die Heilige", "Gott", "Schechina", "die Lebendige", "die Ewige", "Adonaj", "ha-Schem", "Du", "die Eine", "der Ewige" sind nur einige Übersetzungsvorschläge für den Gottesnamen, die in der neuen "Bibel in gerechter Sprache" zu finden sind. Pfrn. Marianne Funda machte in ihrer Predigt deutlich, dass die Übersetzerinnen und Übersetzer damit eine Praxis aus dem Judentum aufgenommen haben, wo schon seit biblischen Zeiten der Name Gottes nicht ausgesprochen, sondern durch Umschreibungen wiedergegeben wird.
Nach der Predigt hatte die Gemeinde die Möglichkeit, sich an großen Stelltafeln noch näher mit den einzelnen Umschreibungen zu befassen.
Dass es auch durchaus kritische Stimmen zur  "Bibel in gerechter Sprache" gibt, wurde in einem Anspiel deutlich. 

    

Zeitgemäße Übertragung
Im Anschluss an den Gottesdienst bestand im Gemeindehaus des Ökumenischen Zentrums die Möglichkeit, sich näher über die neue "Bibel in gerechter Sprache" zu informieren. Die Besucherinnen und Besucher erfuhren hier, dass die "Bibel in gerechter Sprache" als eine zeitgemäße Übertragung der alten Texte zu verstehen ist. Sie gilt als Versuch, möglichst exakt das wiederzugeben, was vor 2000 und 3000 Jahren bei der Entstehung der Texte gemeint war. Marianne Funda führt dazu aus:  "In ihr werden neueste Erkenntnisse der Bibelwissenschaft verarbeitet: Erkenntnisse über die sozialen und gesellschaftlichen Voraussetzungen zur Entstehungszeit der Texte, Erkenntnisse über das Verhältnis von Frauen und Männern in der damaligen Zeit und Erkenntnisse über das Selbstverständnis des Judentums und die Art, wie damals in Israel über Gott gesprochen wurde." 

    

Was heißt "gerecht"?
Gerecht bedeutet, dass für die AutorInnen dieser Bibel Gerechtigkeit gegenüber den Geschlechtern und Sensibilität für das christlich-jüdische Gespräch wichtig war und ist. Konkret heißt das, dass dort, wo Frauen im Text mitgemeint sind, aber nicht ausdrücklich erwähnt werden, dies ausdrücklich erwähnt wird. Und es bedeutet, dass dort, wo in einem innerjüdischen Konflikt von "den Juden" gesprochen wird, heute genau hingeschaut wird, wer dort spricht und wer mit dieser Bezeichnung gemeint gewesen sein könnte. 

    

Entstehung der " Bibel in gerechter Sprache"
Schon seit über 20 Jahren gibt es Übersetzungen von einzelnen biblischen Texten, die nach den beschriebenen Grundsätzen verfasst wurden. Es handelt sich dabei um Bibeltexte für die Evangelischen Kirchentage und um Lesungstexte für Gottesdienste. Daraus entstand bei vielen Christinnen und Christen, die solche Übersetzungen kannten, der Wunsch, auch die ganze Bibel so zu übersetzen. Es fanden sich einige engagierte Bibelwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich vor fünf Jahren an dieses Projekt wagten und den Herausgeberkreis für die neue Bibel gründeten. Von institutioneller Seite gab es nur eine Unterstützung: die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau finanzierte für 5 Jahre eine Stelle für die Kooordinatorin dieser gewaltigen Aufgabe. Alle weiteren Kosten wurden auf Spendenbasis beschafft (400 000 €). 52 evangelische und katholische Theologinnen und Theologen engagierten sich ehrenamtlich in diesem Projekt. Dabei haben die Übersetzerinnen und Übersetzer nicht isoliert voneinander gearbeitet, sondern sich in vielen Tagungen getroffen und in Diskussionsprozessen, an denen auch theologische Laien beteiligt waren, die gemeinsamen Grundlagen für ihre Übersetzungen festgelegt. So konnte trotz der vielen Autorinnen und Autoren ein geschlossenes Werk entstehen.  

    

Was "will" die "Bibel in gerechter Sprache"
Sie will nicht eine andere Übersetzung (Luther oder Einheitsübersetzung) verdrängen oder ersetzen.
Sie will theologischen Laien eine Möglichkeit bieten, in der Bibel zu studieren, in ihr zu forschen und die Bedeutung der Texte neu zu entdecken.
Sie will anregen, sie will neugierig machen, sich mit dem Wort Gottes, wie es im Verständnis von Menschen wiedergegeben ist, aufs neue auseinander zu setzen, damit das Alte neu zu sprechen beginnt.
 
Im November und Dezember finden Bibel-Abende statt, in denen Texte aus der neuen Bibel - auch im Vergleich zu anderen Übersetzungen - gelesen werden. (9.11. und 14.12., jeweils 19.30 bis 20.00, Paulus-Gemeindehaus, Oberloh 14, 58332 Schwelm) HB/Funda