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200 Jahre Frauenhilfe Süd in Gevelsberg

Im Jahr 1813 wurde der Gevelsberger Frauenverein gegründet, der sich später in Frauenhilfe Süd umbenannte.

Am 1. August feierten die Frauen dieses bemerkenswerte Jubiläum im Rahmen ihrer Frauenhilfsstunde.

 

Am 1. August feierte die Frauenhilfe Süd in Gevelsberg ihr 200jähriges Bestehen.

Pastor i.R. Erwin Seitz und seine Ehefrau Sigrun leiten die Frauenhilfe, die sich 14-tägig im Gemeindesaal an der Erlöserkirche trifft.

  

 

„Unseres Wissens nach ist die Frauenhilfe Süd der älteste Frauenverein in Westfalen“, erzählt die 1. Vorsitzende Sigrun Seitz. Zusammen mit ihrem Ehemann Erwin, der bis zu seiner Pensionierung Pastor des Südbezirkes war, betreut sie die Frauenhilfe, die sich 14tägig im Gemeindesaal an der Erlöserkirche trifft.

Gottes Wort im Mittelpunkt

„Nachdem wir unser 175jähriges Jubiläum am 1. April 1988 groß im Saal des ehemaligen CVJM-Hauses gefeiert haben, wollten wir das diesjährige Jubiläum ruhiger gestalten“, erklärte Pastor i.R. Seitz zu Beginn der Frauenhilfsstunde am 1. August und griff zur Gitarre, um das erste Lied anzustimmen. „Das gemeinsame Singen und Beten hat bei unseren Treffen einen festen Platz. Im Mittelpunkt unserer Zusammenkünfte steht auch heute noch das Wort Gottes“, erzählt Pastor i.R. Seitz. Dabei dürfen natürlich eine duftende Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen nicht fehlen. „Es ist eine schöne Einrichtung, gemeinsam Kaffee zu trinken oder auch alle Vierteljahr ein größeres Geburtstagskaffeetrinken zu veranstalten. Wir betrachten dies als lockeren Rahmen“, ergänzt Sigrun Seitz.

Hilfen für Arme und Bedürftige

Dass die Frauenhilfe aber kein Kaffeeclub war und ist, verdeutlichte Sigrun Seitz in einem Vortrag über die Geschichte des Vereins, dem die Frauen interessiert folgten.

Frau Seitz erinnerte an Pastor Ferdinand Hasenclever, der von 1796 bis 1817 Pfarrer in Gevelsberg war: „Seine besondere Liebe galt dem Schul- und Armenwesen. Es waren schreckliche Not- und Hungerjahre, und Pastor Hasenclever nahm sich tatkräftig dieser Not an.“ Da er nicht alles alleine bewältigen konnte, gewann Pastor Hasenclever Frauen, die ihn in seinem Dienst unterstützen. „Ein evangelischer Frauenverein war da! Eine unerhörte und neue Sache in der damaligen Zeit“, erzählte Frau Seitz. Fortan nähten, flickten, stopften und schneiderten die Frauen für Bedürftige, kochten Armen- und Krankensuppen, pflegten bettlägerige Mütter und versorgten deren Kinder. „Und das besondere Merkmal dieses Vereins: Man saß beim Pastor, hörte aus Gottes Wort und breitete im Gebet alle Not vor Gott aus“, beschrieb Frau Seitz den Grundgedanken der Frauenhilfe Süd, der bis heute die Gemeinschaft prägt.

Widerstand gegen Naziherrschaft

Auch in den zwei Weltkriegen wurde die Frauenhilfe Süd vor große Aufgaben gestellt. „Aus der Arbeit 1914/18 gibt es noch Fotos, die uns im Einsatz bei wichtigen Tage zeigen, die allgemein ausgeschrieben waren: es gab einen allgemeinen Liebesgabentag, Wolltag, Tabaktag, Goldtag, Büchertag, und zuletzt für den 15. Mai 1918 einen Weißen Sonntag mit der Bitte, um so arg rar gewordene Wöchnerinnen- und Säuglingswäsche“, berichtete Frau Seitz.

„Im 2. Weltkrieg kamen wir nicht so an die Öffentlichkeit. Man taxierte uns als einen politisch, gemeint war: nationalsozialistisch, unzuverlässigen Haufen. Uns wurde auf unseren Festen das Kaffeetrinken verboten; Ausflüge waren ebenfalls nicht gestattet. Die praktische Liebe wurde so unter der Hand geübt. Das Motto dieser Zeit lautete: Liebe üben, und das in Krieg und Frieden.“ Besonders stolz sind die Frauen auch heute noch darauf, dass der Verein während der Naziherrschaft kein einziges Mitglied an die Deutschen Christen verloren hat. „Viele haben ohne Angst und Furcht, wie das so Frauenhilfsart ist, Mitglieder für die Bekennende Kirche geworben, und kein einziges Mitglied hat im Dritten Reich seinen Austritt erklärt“, erzählte Sigrun Seitz in ihrem Vortrag.

Gemeinschaft wird groß geschrieben

Bis vor wenigen Jahren richtete die Frauenhilfe Süd regelmäßig Basare aus, deren Erlöse an missionarische und soziale Einrichtungen flossen. Und natürlich halfen und helfen die Frauen tatkräftig bei Gemeindefesten und Veranstaltungen der Gemeinde mit. Darüber hinaus sind regelmäßige Ausflüge und gemeinsame Urlaubfahrten fester Bestandteil des Frauenhilfsprogramms.

 

„Einen Platz für Frauen, die Lust haben, sich bei uns einzureihen, haben wir immer noch. Wir treffen uns im 14-tägigen Rhythmus donnerstags von 15.00 bis 17.00 Uhr im Gemeindesaal an der Erlöserkirche in der Elberfelder Straße“, wirbt Sigrun Seitz für ihre Frauenhilfe, die jetzt noch gut 40 zahlende Mitglieder hat. (HB)