EvangelischeEv. Kirche in Ennepetal, Gevelsberg, Haßlinghausen, und Schwelm

Nach 50 Jahren

Die evangelischen Gemeinden im Yalimo-Gebiet (Westpapua) feiern Jubiläum

Evangelisten in der Bibelschule von Apahapsili; auf dem Tisch liegen die neuen Liederbücher in der Yali-Sprache.

Empfang durch eine Tanzgruppe beim Jubiläumsfest in Pronggoli.

Ehrengäste bei der Jubiläumsfeier in Pronggoli Kirchenpräsidentin Yemima Krey und Pfr. Siegfried Zöllner.

Eine Musikgruppe beim Festgottesdienst in Pronggoli.

Ein Denkmal erinnert in Pronggoli an die Ankunft des Evangeliums vor fünfzig Jahren; rechts die neue Kirche.

Beim Kindergottesdienst in Angguruk betrachten Kinder die Plakate aus Gevelsberg.

Von Thomas Bracht

Im Frühjahr 1961, also vor fünfzig Jahren, erreichte eine Gruppe um den deutschen Missionar und späteren Schwelmer Pfarrer Siegfried Zöllner die abgelegene Yalimo-Hochlandregion im Herzen Westpapuas. Bei dem Dorf Pronggoli kam es zum ersten Kontakt mit Angehörigen des Yali-Volkes. Wenige Wochen später wurde das Dorf Angguruk, wo man am 19. Mai angekommen war, zum ersten Posten ausgebaut. Heute gibt es in der Region nicht weniger als sechzig Gemeinden, die zur „Evangelisch-christlichen Kirche im Land Papua“ (Gereja Kristen Injili di Tanah Papua/GKI-TP) gehören. Durch das Wirken von Siegfried Zöllner und seinem Nachfolger Klaus Reuter, der danach ebenfalls Pfarrer in Schwelm war, ist der Kirchenkreis Schwelm der Yalimo-Region seit vielen Jahren partnerschaftlich verbunden. So erhielt auch ich als Vorsitzender des Ausschusses für Mission, Ökumene und Weltverantwortung eine Einladung zur Teilnahme an den Jubiläumsfeierlichkeiten.

   

Das Besondere an dieser Reise: ich durfte Siegfried Zöllner, den ersten Missionar der Yali, auf dieser Reise in die Vergangenheit begleiten. Natürlich kann er, der sich noch heute in hohem Maße in der Partnerschaftsarbeit unseres Kirchenkreises ehrenamtlich engagiert, wie kein anderer über die Anfänge erzählen. In den drei Wochen von Mitte März bis Anfang April, die wir gemeinsam unterwegs waren, ergaben sich dazu zahlreiche Gelegenheiten.

   

Unsere erste Station im Hochland ist Apahapsili, wo wir einen weiteren (ehemaligen) Schwelmer treffen: Pfr. Friedrich Tometten. Eigentlich ist er Gemeindepfarrer in Meinerzhagen, doch jedes Jahr fliegt er für zwei Monate nach Westpapua, um an der Bibelschule der GKI Kurse für „Evangelisten“ (Gemeindeleiter und Laienprediger) abzuhalten. Evangelisten werden in großer Zahl gebraucht, da die Kirche nicht für jedes der kleinen und verstreut liegenden Dörfer einen Pfarrer bzw. eine Pfarrerin stellen kann. Wir nutzen die Anwesenheit der zahlreichen Evangelisten, um unser Jubiläumsgeschenk zu verteilen: Liederbücher in der Yali-Sprache, die auf Kosten des Kirchenkreises Schwelm gedruckt worden sind. Jedes Dorf bekommt zehn Bücher.

Von Apahapsili fliegen wir nach Pronggoli, wo am 24. März die Ankunft des Evangeliums vor genau fünfzig Jahren groß gefeiert wird. Eine neue Kirche ist in den vorangegangenen Wochen errichtet worden und wird an diesem Tag eingeweiht, dazu auch gleich ein Denkmal zur Erinnerung an den Beginn der christlichen Verkündigung. Die Predigt im Festgottesdienst hält die Kirchenpräsidentin Yemima Krey. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt: zahlreiche Schweine (man sagt uns: rund 200!) müssen für die nach Tausenden zählenden Festteilnehmer ihr Leben lassen und werden in traditionellen Erdöfen gegart.

   

Weiter geht es nach Angguruk, das für viele Jahre Heimat der Familien Zöllner und Reuter war. Bei einem Rundgang durch das Dorf erzählt Siegfried Zöllner, wie es sich seit seiner Ankunft verändert hat. Markantester Ausdruck des Beginns einer neuen Ära war der Bau einer Landepiste für die Missionsflugzeuge, denn sie waren – und sind bis heute – die einzigen Verkehrsmittel.

Am Sonntag besuchen wir den Kindergottesdienst und überbringen Grüße und Geschenke der Kirchengemeinde Gevelsberg; die Kindergottesdienste beider Gemeinden haben unter dem Dach der kreiskirchlichen Partnerschaft eigene Kontakte geknüpft. Gevelsberger Kinder haben Plakate gestaltet, auf denen sie sich selbst, ihre Kirche und ihren Kindergottesdienst vorstellen.

Nachmittags erleben wir eine Unterrichtsstunde im Rahmen eines Alphabetisierungsprogramms für Erwachsene, das von der „Stiftung für Ausbildung in Papua“ des Kirchenkreises Schwelm gefördert wird. Initiiert wurde das Programm von dem Lehrer Natan Pahabol, dem Vertreter der Stiftung in den Partnerkirchenkreisen; er begleitet uns auf allen Stationen unserer Reise. Obwohl Indonesien ein flächendeckendes Schulsystem hat, ist der Bildungsstand vor allem in ländlichen Gebieten oft sehr schlecht, weil Lehrer fehlen und die Schulen mangelhaft ausgestattet sind. Die Bildungssituation in Westpapua wird im Mittelpunkt der zweiten Hälfte unserer Reise stehen. (Fortsetzung folgt)